Zeitweise Überforderung als Mutter zu empfinden, ist nichts Ungewöhnliches. Problematisch ist es, wenn Mamas in der Überforderungsfalle feststecken. Mama sein, bedeutet, mehrfachen Belastungen und Verantwortlichkeiten ausgesetzt zu sein. Und häufig stellen Mütter eigene Bedürfnisse bewusst oder unbewusst hinten an, um eine „gute Mutter“ zu sein. Sie versuchen häufig durch noch mehr Anstrengung bald Ruhe und Erholung zu finden. Zudem ist es in unserer komplexen und schnelllebigen Welt schwer, zu entscheiden, was wirklich wichtig ist. In diesem Artikel beschreibe ich die Anzeichen von Überforderung bei Müttern und welchen Beitrag die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen, eine achtsame innere Haltung und das Wiederfinden von Prioritäten für die Stressbewältigung leisten können.
Starten wir doch mit einer vielleicht etwas provokanten Frage:
Was trägst du eigentlich dazu bei, dass du dich überfordert fühlst?
Vielleicht denkst du spontan „Na nichts! Was soll ich denn machen? Es gibt halt so viel zu tun und mein Job, meine Kinder, die Schule meiner Kinder, die Socken meines Partners, die Hausversammlung, der Geburtstag meiner Freundin …“.
Und ja, wir könnten wirklich immer irgendetwas tun. Egal, wie lang wir unsere To-do-Listen schreiben und egal, wie viel wir davon abarbeiten. Denn wie von Zauberhand kommen immer neue Aufgaben und vermeintliche Dringlichkeiten dazu. Die Listen werden wirklich NIEMALS wirklich leer (nun stell dir noch vor, du hättest mehrere To-do-Listen).
Und unsere oft unbewusste Tendenz, uns noch etwas mehr anzustrengen, noch ein wenig schneller zu machen oder uns einfach noch minutiöser zu organisieren, führen niemals zu nachhaltiger Ruhe und Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Im Gegenteil! Wir überfordern uns besonders häufig als Mutter, gehen über unsere Belastungsgrenzen, bis wir früher oder später total erschöpft und kraftlos sind.
Aber was tun, wenn mehr Anstrengung, „schneller machen“ und selbst das perfekte Zeitmanagement nicht zum Ziel führen?! Bevor ich dir als Antwort auf diese Frage drei Impulse mitgeben möchte, lass uns doch zunächst schauen, woran du erkennst, dass du überfordert bist …
Symptome von Überforderung bei Müttern
Die folgenden Erlebens- und Verhaltensweisen können Hinweise darauf geben, dass du mehr von dir verlangst, als dir guttut und du bewältigen kannst. Sie sind Anzeichen, dass du gestresst und ggf. überfordert bist. Bitte beachte, dass es hier nicht um Vollständigkeit oder eine Diagnosestellung geht. Diese Aufzählung soll dir einfach eine Möglichkeit geben, mal zu schauen, wie es dir gerade so geht. Findest du dich in einem oder mehreren Punkten wider? Solltest du schon lange das Gefühl haben, „nicht mehr zu können“ und vielleicht auch schon konkrete gesundheitliche Einschränkungen erleben, sind Ärzte:innen deine geeigneten Ansprechpartnerinnen.
Du fragst dich nun vielleicht, was du dagegen tun kannst, dich als Mutter ständig zu überfordern. Drei wichtige Aspekte stelle ich dir jetzt vor …
Was kannst du tun, um Überforderung als Mutter zu reduzieren?
Nun, idealerweise Vorbeugen! Aber gerade das ist gar nicht so leicht, da uns oft lange nicht bewusst ist, dass wir zu viel von uns verlangen und erst hinschauen, wenn wir total erschöpft und kraftlos zusammenbrechen. Oder aber wir bemerken es früher, sehen aber keine andere Möglichkeit, als uns noch mehr anzustrengen, um „alles zu schaffen“ und uns danach erholen zu können. Und auch der Glaube, ein „Opfer der Umstände“ zu sein und die Idee, an allem, was das Leben bietet, teilhaben zu können, halten uns in der Überforderungs-Falle gefangen. Und genau hier steigen wir ein …
Impuls 1: Mach dir bewusst, dass nur du für dein Wohlbefinden verantwortlich bist!
Nun wirst du vielleicht sagen: „Moment mal, die äußeren Umstände sind so und so, ich bin nicht verantwortlich für meinen Stress und meine Überforderung!“ Dieses Gefühl kann ich gut nachvollziehen, denn zum einen können äußere Umstände wirklich auch Stressoren. Gleichzeitig haben wir Menschen immer die Möglichkeit und bewusst zu entscheiden, wie wir diese bewerten und wie wir damit umgehen. In anderen Artikeln gehe ich genauer auf dieses Thema ein. Ich betone die Selbstverantwortung von Müttern, weil niemand außer ihnen selbst wirklich etwas verändern kann.
Niemand anderes ist für unser (Stress-)Erleben verantwortlich, als wir selbst, weder die Kinder noch der Partner noch der Job. Solange wir das Opfer äußerer Umstände sind, bleiben wir gefangen in unserem Stress, in unserer Überforderung. Wenn dieser Gedanke für dich ganz neu ist und dich irritiert, ist das völlig in Ordnung. Vielleicht unterstützt dich allein der erste Gedanken dabei, bewusster für deine Einflussmöglichkeiten durchs Leben zu gehen. Nun möchte ich das Thema Achtsamkeit ins Spiel bringen …
Impuls 2: Finde einen achtsamen Weg, um gelassener durchs Leben zu gehen:
Achtsamkeit ist ein Begriff, den du wahrscheinlich schon mal gehört hast. Die Medien sind voll mit Tipps zu mehr Achtsamkeit im Leben, Mindfulness-Bestrebungen in Unternehmen sind inzwischen normal und auch in Unis, Schulen und Kitas hat das Achtsamkeitskonzept Einzug gehalten. Und Krimis gibt es auch schon :-). Manchmal scheint es so, als sei „Achtsamkeit“ die Lösung für alle unsere Probleme.
Nun, obwohl ich selbst Achtsamkeitslehrende bin und seit mehreren Jahren eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis habe, sehe ich „die Achtsamkeit“ nicht als „das Allheilmittel“ für irgendetwas. Vielmehr ist Achtsamkeit eine natürliche menschliche Fähigkeit, die wir leider im Laufe unserer Sozialisation immer mehr vergessen. Das Wunderbare ist jedoch, dass Jed:r achtsam sein kann und wir jeden Augenblick damit beginnen können – immer und immer wieder. Als innere Haltung und nicht als bloße Technik zur Selbstoptimierung verstanden, kann Achtsamkeit eine anhaltende Überforderung als Mutter vermeiden. Denn: ein achtsamer Blick auf uns und unsere Herausforderungen ist die Basis dafür, „klug“ und heilsam mit den Stressmomenten des Lebens umzugehen.
Du fragst dich nun vielleicht, was sich hinter dem Begriff „Achtsamkeit“ nun praktisch versteckt und was du damit anfangen kannst.
Einfach ausgedrückt bedeutet achtsam sein, unsere Erfahrungen des jeweiligen Augenblicks möglichst urteilsfrei wahrzunehmen und nicht automatisch darauf zu reagieren oder sie unmittelbar verändern zu wollen.
Es ist quasi so, dass wir uns mitten in unserem Leben zurückzulehnen und „einfach“ wahrnehmen, was ist. Dass wir bewusst sehen, was wir sehen, bewusst riechen, was wir riechen, bewusst hören, was wir hören und bewusst schmecken, was wir schmecken. Dieses bewusste Wahrnehmen wenden wir vor allem auch auf unsere Gedanken, Emotionen und Körperempfindungen an – ganz offen und neugierig. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob wir uns gerade in einer angenehmen oder unangenehmen Situation befinden oder auch mal gar nichts „Besonderes“ in unserem Leben passiert.
Das klingt vielleicht ganz einfach. Du wirst aber recht schnell feststellen, dass es das nicht ist. Denn wir neigen dazu, automatisch wirklich ALLES zu bewerten – so schnell, dass es uns oft wirklich nicht bewusst ist. Und aufgrund dieser blitzschnellen Bewertung reagieren wir auch oft sehr schnell und automatisch auf unsere Erfahrungen.
Leider häufig auf eine Weise, die uns oder anderen nicht guttut. Wir sind dann sozusagen im „Autopilotmodus“ wie ferngesteuert unterwegs. Du kennst das sicher. Hier ein Beispiel dafür, wie es aussehen kann, wenn wir im Autopiloten unterwegs sind:
Wärst du darin geübt, dir immer wieder dir bewusst zu machen, wie es dir gerade jetzt geht und was jetzt wirklich wichtig ist, wäre es dir wahrscheinlich leichter gefallen, aus dieser automatischen Reaktionskette auszusteigen. Du hättest früher bemerkt, dass es wichtig für dein körperliches Wohlbefinden ist, ein Glas Wasser zu trinken und deinem Körper die benötigte Wassermenge zuzuführen.
Die Fähigkeit, achtsam zu sein, kann dir u. a. dabei helfen,
- dein körperliches und emotionales Wohlbefinden einzuschätzen
- zu merken, wenn du deine Belastungsgrenzen erreicht hast und wann du beginnen solltest, Unterstützung zu suchen und anzunehmen
- zu spüren, wenn du genervt bist und rechtzeitig für dich zu sorgen, bevor du im Wunsch einen „gute Mama“ zu sein, über deinen Grenzen gehst und am Ende bei Kleinigkeiten explodierst
- bewusst mit deinem Kind und Partner:in in Kontakt zu sein, anstatt nebenbei mit nur einem Ohr und ohne Blickkontakt halbherzig zuzuhören (sowohl Kind als auch Partner:in bemerken das und das fühlt sich wirklich nicht gut an)
- zu bemerken, wenn du in negativen Gedanken feststeckst, du grübelst und die Aufmerksamkeit dann auf etwas lenken kannst, was dich aus dem Gedankenkarussell aussteigen lässt
- die Aufmerksamkeit bewusst auf die guten und gelingenden Dinge im Leben zu richten und somit deine emotionale Wetterlage zu regulieren
- bewusster und genussvoller zu essen, anstatt die alte Semmel nebenher ganz und praktisch ohne zu kauen zu verschlingen, was deinem Wohlbefinden nicht nützt
- zu entscheiden, was dir wirklich wichtig ist
Vielleicht klingt das für dich banal oder ein bisschen lustig. Auf der einen Seite ist es das auch – ich muss auch an manchen Stellen schmunzeln beim Schreiben. Und ja, eigentlich klingt es einfach. Gleichzeitig weiß ich als Achtsamkeitslehrende und Mama, dass es eben gar nicht so leicht ist, mit der Aufmerksamkeit immer da zu sein und lustig ist das, was wir so erleben, auch nicht immer! Zum Beispiel finde ich die Streitereien meiner Kinder die meiste Zeit nicht besonders lustig, sondern eher anstrengend (obwohl ich die Vorzüge des Streitens kenne).
Achtsamkeit ist keine Pille, die du einwerfen kannst. Achtsamkeit ist kein Quick-Fix. Achtsamkeit als innere Haltung zu kultivieren bedeutet zu üben. Daher auch die Bezeichnung AchtsamkeitsPRAXIS.
Neben der sogenannten formellen Praxis, wozu verschiedene Meditationsformen zählen, bietet unser Alltag unzählige Möglichkeiten, Achtsamkeit zu üben. Ein Erster und einer der wichtigsten Schritte ist das Innehalten und Ankommen im gegenwärtigen Moment.
Impuls 3: Finde und setze deine Prioritäten!
Die moderne Welt ist voll von Anforderungen, To-dos und auch schönen Möglichkeiten. Wir können die ganze Welt bereisen, jede Menge Aus- und Weiterbildungen online absolvieren, es gibt eine schier unendliche Anzahl an den ausgefallensten Angeboten für Kinder und Mütter und Familien mit und ohne Haustier, wir können über Social Media Kontakt zu praktisch jedem Menschen überall auf der Welt haben. Zudem werden immer wieder Wünsche und Bitten an uns herangetragen, denen wir hilfsbereit nachkommen (obwohl nein sagen, die klügere Reaktion gewesen wäre).
ABER: unser Tag hat nur 24 Stunden. Und in diesen 24 Stunden passt das alles nicht rein und besonders du als Mutter bist in deiner Freiheit allein dadurch eingeschränkt, weil du die Verantwortung für deine Kinder hast. Aber auch ohne Kinder müsstest du eins tun: Prioritäten setzen!!
Fazit: Das Leben von Müttern ist auf eine besondere Weise wundervoll und spannend und gleichzeitig häufig stressig und bisweilen überfordernd. Das ist normal!
Um Gelassenheit und Freude im Alltag zu finden, ist es wichtig, dass Mamas die Verantwortung für sich und ihr Wohlergehen übernehmen, Bewusstheit üben und lernen, Prioritäten zu setzen. Nachfolgend habe ich dir die im Vorfeld thematisierten Impulse nochmals zusammengefasst. Viel Spaß beim Üben und gelassener werden …
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie du gelassener und freudvoller durch das (Mama-)Leben gehen und Überforderung als Mutter vermeiden kannst, melde dich zu meinem Newsletter The Challenge YOUth Post an.
Herzensgrüße
Manuela 🌻